»Ein neuer Beginn« ist keine komplette Abkehr von LISA WHOs früherem Sound. Einzelne Fäden aus ihrem psychedelischen Debüt »Sehnsucht« (2017) spinnen sich hier hörbar fort. Die von Pink Floyd, Warpaint und Air gleichermaßen inspirierten, zeitlupenartigen Instrumentalparts etwa, die playlistenoptimierte Songformate konsequent sprengen. LISA WHO nimmt sich Zeit, ihre Songs zwischen kosmischem Prog-Rock, sphärischem Indie und eingängigem Deutschpop eindrucksvoll zu entwickeln. Gewohnt zart konterkariert ihr melancholisch-verträumter Gesang dabei die mächtige wall of sound. Doch in einigen tanzbaren Up-Tempo-Momenten zeigt LISA WHO auch neue Facetten von sich, etwa die ausgelassene Live-Performerin, die sie als Keyboarderin der Band Madsen herauslassen kann. »Ein neuer Beginn« ist Gegenwartsbewältigung ohne Eskapismus. Denn alles, was wir haben, ist Jetzt.
Eine zentrale Figur während dieses künstlerischen Selbstfindungsprozesses war ihre Begegnung mit Sebastian Madsen, Sänger der gleichnamigen Band. Er holte sie 2010 als Keyboarderin in die Band und damit auf die große Live-Bühne, wo sie hingehört. In Sebastian Madsen hat LISA WHO einen musikalischen Seelenpartner gefunden, mit dem sie bis heute als Produzent ihrer Musik zusammenarbeitet. Denn obwohl LISA WHO als Sängerin, Songwriterin und Performerin das kreative Zepter hinter ihrer Musik nie aus der Hand gibt, ist sie doch keine One-Woman-Show.
Auch auf »Ein neuer Beginn« hat Sebastian Madsen neben Tobias Siebert (Klez.e, And The Golden Choir), als Produzent mitgearbeitet. Entstanden im Madsen-Studio im Wendland und im Kreuzberger Studio von Siebert, fügen sich LISA WHOs lyrisches Songs zwischen treibenden Beats, bombastischen Rockgitarren und detailverliebten Produktionsspielerein mit alten Synthies und analogen Bandmaschinen organisch zu einem facettenreichen Kaleidoskop zusammen. Auch wenn »Ein neuer Beginn« im Gegensatz zu »Sehnsucht« bewusst kein Konzeptalbum sein will, ziehen sich doch inhaltlich wie musikalisch deutliche roten Faden durch das Album.